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Insel Mainau

Abschlussarbeit im Rahmen der Permakulturausbildung bei J. Holzer, Krameterhof; 2014, S. Sonntag

Die Insel Mainau und Permakultur

Ich möchte mit meiner Abschlussarbeit zeigen, dass sich die Grundsätze der Permakultur auch in einem Betrieb wie der Insel Mainau  umsetzen lassen. Dazu verglich ich das bestehende Bewirtschaftungssystem mit der Permakultur. Die Frage : Was bedeutet Permakultur in einer Parklandschaft  –  hat sich bald als zentral erwiesen. Ich suchte nach verschiedenen Ansatzpunkten und fand in den folgenden Zitaten einen für mich sinnvoller Ansatz:

Das Wurzelsystem einer vier Monate alten Roggenpflanze hat eine Wurzeloberfläche (mit Wurzelhaaren) von         639 m2. Davon entfallen 402 m2 auf die Wurzelhaare. Die Gesamtlänge des Wurzelsystems

(ohne Wurzelhaare) beträgt 622 km. Die Länge der Wurzelhaare insgesamt: 10’620 km. Das Wachstum des Wurzelsystems pro Tag beträgt im Mittel, ohne Wurzelhaare,  4.99 km. Pro Tag wachsen die Wurzelhaare 89 km.

  

……Pflanzen sind wahre Kommunikationsmeisterinnen……

Wenn wir also draussen spazieren gehen, so ist da ein ständiges Gemurmel aus Duftstoffen. Nur verstehen können wir es nicht…..

 

……..In geeigneten Mischkulturen, wie sie früher in Landwirtschaft und Gartenbau gang und gäbe waren, bildeten die Pflanzen unter dem Boden mit dem Mykorrhiza – Geflecht eine Art dynamischen Marktplatz, wo jede Pflanze je nach ihren speziellen Fähigkeiten und dem Entwicklungsstand vorübergehend überschüssige Nährstoffe abgeben und gegen solche eintauschen konnte, die sie gerade dringend benötigte……. 

(Zitate: Florianne Koechlin: Jenseits des Blattränder)

Das www – world wood web ist das unterirdische Netzwerk aus Pflanzenwurzeln und Pilzfäden. Doch wie lässt sich dies anwenden? Wissen wir überhaupt genug um eine Methode zu entwickeln? Braucht es überhaupt eine Methode oder “nur” ein gutes Angebot und das www funktioniert von selbst so optimal wie möglich?

Ich bin zum Schluss gelangt, dass wir uns als Bewirtschafter möglichst zurück halten sollten. Dies bedeutet, dass eine gute Ausgangslage geschaffen wird und wir als Nutzer die Entwicklung begleiten. Um einen Ansatz für die Umsetzung zu finden habe ich folgende Rahmenbedingungen geschaffen:

 

Wenn ein www funktionieren soll, muss eine optimale Ausgangslage geschaffen werden.  Wir als Nutzer können dies u. a. durch Vielfalt fördern.

Da sich die Flächen immer weiter entwickeln sollen muss ein Rahmen für das mass der Einflussnahme gefunden werden. 

Als groben Entwicklungsrahmen für die Insel Mainau habe ich folgende Charta geschrieben.

 

 

Die Charta

Die Pflanzen

sollen ein Optimum an Möglichkeiten zur Selbstregulierung über die Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt erhalten.

Sie sind in erster Linie in ihrer ursprünglichen Form zu verwenden.

Das world wood web (www) ist integrierter Bestandteilbei der Umgestaltung.

 

Die Nutztiere

leisten bei der Erhaltung der Vielfältigkeit einen wichtigen Beitrag. Sie sind gemäss Ihren natürlichen Bedürfnissen zu halten. Sie müssen die Möglichkeit haben sich nach ihren speziellen Bedürfnissen (wie z. B. Zugang zu Heilkräutern) ernähren zu können.

  

Der Bewirtschafter

greift helfend und regulierend ein, indem er neue Möglichkeiten der Selbstregulierung zur Verfügung stellt. (z. B. Wildbienenhotel, Wurmkompost etc.). Die Erträge sind aus dem Überschuss gewonnen.

 

Die Besucher

Sie haben die Möglichkeit Tiere und Pflanzen in ihren ursprünglichen Funktionen zu erleben.  So können Zusammenhänge und respektvoller Umgang mit der Natur erlernt werden.

 

Zur stabilen Mobilität – Die Vielfalt

Werden nun innerhalb der Charta und dem 3–fach Prinzip eine Vielzahl von Pflanzen gesetzt, so kann sich das www entwickeln. Es entsteht eine stabile, vielfältige Bepflanzung die sich dauernd anpasst = stabile Mobilität. Dabei fällt dem Bewirtschafter die Funktion eines Beobachters und Unterstützers zu.

Bei einer biologischen oder konventionellen Bewirtschaftung geht es um den Erhalt einer Bewirtschaftungsform. Verändern sich die Umwelteinflüsse so muss die Kultur geändert werden. Bei der stabilen Mobilität geht es um eine dynamische, weitgehend selbstregulierende Entwicklung, die alle natürlichen Einflüsse erlaubt. Der menschliche Gestalter lernt die Natur in tiefster Weise zu hören und unterstützt das optimale Zusammenwirken aller Kräfte. 

 

Kloster Fahr

 

Lebendige Oase für eine natürliche Entwicklung

 

Lebendige Oasen sind in der natürlichen Vernetzung wichtiger denn je für eine nachhaltige Zukunft. Dies trifft für die Natur genauso zu wie für die Menschen. In dieser modernen, hektischen Welt, wo die Zeit, die Ruhe und die wertschätzenden Interaktionen immer seltener in den Alltag einbezogen werden können, müssen neue Orte entstehen. Das Kloster Fahr hat die besten Voraussetzungen sich zu einer lebendigen Oase zu entwickeln.

 

Früher waren Klöster Inseln religiöser Macht sowie einflussreiche Partner im Weltgeschehen. Mit den Jahrhunderten hat sich dies stark verändert. Die Insel blieb, aber anstelle geistig sozialer Machtzentren, sind Klöster Relikte einer religiösen Lebensweise, die versuchen einen Weg in die Zukunft zu finden. Einige sind bereits auf dem Weg – das Kloster Fahr ist noch immer eine Insel mit einer positiven, klösterlichen Ausstrahlung. Beten und Arbeiten bilden eine Einheit, die die Grundstimmung prägen.

 

Diesen Ort und der darin vorherrschende Geist gilt es neu zu entdecken und zu beleben.
So gilt als Grundgedanke das Suchen nach einem sinnvollen Miteinander, Entwickeln von Bestehendem durch Einbezug von Bewohnern und Landschaft. Das Kloster soll zu einem Ort werden, wo sich die Benediktinerinnen und die Bevölkerung näherkommen, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und miteinander zu leben.

 

Um dieses Ziel umzusetzen entwickelten wir Visionen für drei Bereiche:

 

Vision einer Lern- , Lebens- und Genusswerkstatt: Eine lebendige Oase, die ein angenehmes Lernklima und persönliche Veränderungen ermöglicht – wo ein reger Kontakt zwischen aussen und innen stattfindet.

 

Vision Wohn- und Arbeitsort

Ein Ort gelebter Gastfreundschaft. Eine lernende Durchgangsstation mit interdisziplinärer Wirkung in den Alltag der Menschen, wenn sie als Zugvögel in ihr Leben zurückkehren.

 

Vision Landwirtschaft Aus der traditionellen Landwirtschaftsnutzung entsteht eine vielfältige, ganzheitliche, sich befruchtende Landbewirtschaftung. Unter Berücksichtigung der mit stabilen Mobilität eine reiche Biodiversität.

 

Alle drei Bereiche zusammen – ergänzt mit dem bestehenden Klosterleben führen das Kloster Fahr in eine lebendige Zukunft.

 

(Projektgruppe Panazea:: Sabine Sonntag, Werner Müller-Visconti, Lucas Goerre, Hansruedi Ackle, 2018)

 

Gutshof

Ein Gut revitalisieren – aber wie?

Wir interessierten uns im Rahmen einer beruflichen Umorientierung meinerseits, für den Kauf einer grenznahen Liegenschaft, die aus drei Wohnhäusern, einer Scheune und ca. 8 ha Land bestand.

Das Land war zum grossen Teil verpachtet und wurde relativ intensiv als Viehweide genutzt. Ein Haus war fest bewohnt, die beiden anderen Liegenschaften wurden als Ferienhäuser vermietet. Zur Anlage gehörte auch ein vorhandener Baumbestand und die Genehmigung zur Schnapsbrennerei.

Die gesamte Anlage bietet eine gute Ausgangslage um aus diesem Weiler wieder einen lebendigen Ort mit einer funktionierenden Bewirtschaftung zu realisieren. Allerdings muss zuerst aufgebaut werden. Die vorhandene Nutzung hat den Boden ausgeraubt und ihm so viel von seiner Vitalität genommen. Uns war klar, dass 

Wenn viel genommen wird, muss zuerst wieder etwas zurück gegeben werden – in diesem Fall in Form einer Revitalisierung der Produktionsflächen.

Eine Wohngemeinschaft ist nicht unser Ziel. Wir suchen nach Mietern, die hier Wohnen möchten und uns helfen, den Hof wieder zu beleben, so dass in Zukunft ein Einkommen daraus generiert wird. Dazu müssen Sie bereit sein, bis auf weiteres 1 Tag Arbeitskraft pro Monat für den Aufbau zur Verfügung zu stellen.

Wir haben relativ schnell Interessenten gefunden und könnten starten. Leider wurde aus der beruflichen Umorientierung nichts, dadurch konnten die Finanzen nicht sicher gestellt werden und diese Arbeit bleibt Konzept.

Bei diesem Konzept und der Tannenbaum – Kultur ist uns klar geworden, dass wenn in den Jahren vorher viel genommen wurde ein Neuanfang nur mit dem Geben beginnen kann. 


(Projektgruppe Panazea: Sabine Sonntag, Hansruedi Ackle,  2017) 


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TANNENBAEUME

 

Wie entwickelt man eine fast monotone Weihnachtsbaumkultur in eine nachhaltige Bewirtschaftung?

 

Diese Frage haben wir uns gestellt als uns eine bestehende Weihnachtsbaum – Kultur zur Übernahme angeboten wurde. Diese war schon relativ ökologisch geführt, aber die Bepflanzung bestand fast nur aus Koniferen – hie und da waren Wild- Stauden und – Sträucher vorhanden. Die Freiflächen wurden mit Schafen geweidet.

 

Wir schauten uns denBetrieb an und kamen zu folgendem Ergebnis:

In diesem Bereich ist die Konkurrenz durch das Ausland gross, ein so einseitig angelegter Betrieb ist längerfristig sehr unflexibel und auf Dauer nicht überlebensfähig.  Die gepachteten Flächen sind mit einem relativ hohen Pachtzins belastet da alles unter Spezialkulturen geht. Die Eigentümerin möchte selbstverständlich für Ihre Gebäude und hofeigenen Flächen auch Zins. Wir – im Gegenzug – sahen die Zukunft nur in der breiten Abstützung auf verschiedene Einkommensquellen.

 

Die Umstrukturierung wäre ein gutes Beispiel wie sich eine stabile Mobilität  (= eine sich entwickelnde Vielfalt; siehe dazu Insel Mainau) etablieren kann. Allerdings kann in diesem Fall die Umwandlung zu einer stabilen Vielfalt nur über Stufen erfolgen. Der Boden ist wegen der jahrelangen Bepflanzung durch Nadelgehölze sauer. Also müssen zuerst Kulturen angepflanzt werden, die diesen Boden vertragen. Gleichzeit muss auch versucht werden, den Ph- Wert des Bodens langfristig zu ändern. Ein langsamer Prozess der immer wieder Anpassungen an die Umwelt und den Markt erfordert. 

 

Diese Anpassungen sind dringend notwenig, damit der Betrieb auch in Zukunft bestehen kann. In diesem Zuge müssen auch neue Absatzmärkte erschlossen werden. All dies hat zur Folge, dass in den ersten Jahren mit einem Rückgang des Einkommens zu rechnen ist.

 

Wir haben uns die Finanzen angesehen und festgestellt, dass dieser Betrieb – vor allem am Anfang – sehr rentabel war. Eine Übernahme in unserem Sinne rechnet sich aber nur, wenn in den ersten Jahren die hofeigenen Flächen und Gebäude nur mit einem symbolischen Zins belastet werden. Für die Eigentümerin war dieser Aspekt nicht nachvollziebar und es kam zum Abbruch des Vorhabens.

 

Wir haben immer wieder festgestellt, dass Liegenschaften, die über Jahre sehr ertragreich waren,  oft an einem Endpunkt stehen. Für die Revitalisierung muss man ein Teil des Gewinnes wieder zurückgeben, zum Beispiel in Form eines Zinserlasses.

 

(Projektgruppe Panazea: Sabine Sonntag, Hansruedi Ackle, Lucas Goerre, 2017) 

 

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